Ausgebremst
Ab 14
Wir schufen Raum, um Gefühlen und Gedanken Ausdruck zu geben.
„Covid hat uns ausgeknocked“, „Ich dachte manchmal ich hab mich selbst verloren“, „Der Einzige, der mir noch nah war war mein Hamster!“
Gemeinsam haben wir uns Theater spielend an das Thema Lockdown und Corona gewagt und schnell gemerkt, wie nah uns allen das Thema geht.
Gestartet wurde mit viel Spiel. Gemeinsam stapften wir durch einen Honig-See und aßen – psst! - Bonbons aus einer gefundenen Tasche. Doch was passierte? Die Zunge wurde taub und die Wörter in Slow Motion ausgespuckt.
Wir erkundeten uns und unsere Befindlichkeit auf performative Art und Weise. Zudem wurden wir zu Dichter:innen und erfanden unsere eigenen Texte.
"Ich will jede Pore meiner Haut mit Sauerstoff füllen! Ich will barfuß über die Wiese stapfen, ich will riechen! Den Kaffee aus meinem Lieblingscafé von nebenan, die Frischen Erdbeeren vom Markt. Ich will riechen, okay?! Stattdessen ein Maulkorb aus Stoff?! Ich bin an der Leine, es hält mich zurück. Ich will mich los reißen. Jedoch, ich pariere...“
Es kam zu einem intensiven Austausch über die Erlebnisse der letzten zwei Jahre, wie die intensive Zeit mit Corona individuell und kollektiv erfahren wurde. Wir fragten, was denn am meisten im Lockdown vermisst wurde. Konnten wir uns trotz Quarantäne nah sein? Wenn ja, wie? Was hat Mut gemacht? Gab es auch Positives in der Zeit und was war das? Viele weitere Fragen füllten den Raum. Es herrschte Verständnis und Zusammenhalt.
Wir haben gesprochen, geweint und diskutiert. Auf die Ungerechtigkeit geschimpft, über Albernheiten gelacht und uns gegenseitig Mut gemacht.
Persönliche Geschichten wurden geteilt und somit die ersten Grundsteine für die Inszenierung gesetzt.
Wir erforschten Impulse der Gruppe und nahmen mit viel Fantasie Fahrt auf in Richtung Zukunft. Wir schrieben anhand verschiedener Methoden eigene Texte im Poetry Slam Format. Wir zogen zum Beispiel einen Gegenstand, welcher in gemeinsamen Gesprächen bereits eine Rolle gespielt hatte, und schrieben dazu freie Texte. So entstanden Monologe und Dialoge, die gemeinsam in Szene gesetzt wurden. Wir arbeiteten mit Akrostichon und saßen an einem „Non-Stop-Writing“.
„Du siehst aber ganz schön benutzt aus. Wirst ja immer kleiner. Normalerweise schaue ich über das türkisfarbene Meer und sehe die schönsten Orte der Welt! Aber jetzt liege ich hier und streite ich mit einem Ratzefummel...“
Eine Teilnehmerin zog eine Sonnenbrille aus der Gegenstandskiste und schrieb auf, dass sie es nicht fassen konnte, ihren Radiergummi öfter benutzt zu haben als ihre Sonnenbrille.
Auf der Bühne war dieser Text als Streitgespräch zwischen Sonnenbrille und Ratzefummel zu hören, in Form eines Puppenspiels.
Eine weitere Teilnehmerin entwickelte ihre Szene „Auf der Suche nach dem Ich“. Sie dachte, dass sie sich im Lockdown selbst verloren hätte und war auf der Suche nach Identität.
Wir erforschten die Inszenierungsideen auf der Bühne, öffneten die vierte Wand um das Publikum die innere Gedankenwelt der Jugendlichen spüren zu lassen und tauchten ab in die Tiefen der Fantasie und Gedankenlosigkeit. Wir nahmen das Publikum mit nach Hawaii, zeigten ihm Bilder aus unseren Lieblingsromanen, welche wir zuhause gelesen hatten und die uns vor dem Alltag fliehen ließen. Und wir merken, dass uns einige Details zuhause auffielen, die wir vor der Quarantäne nie bemerkt hatten.
Das Projekt AUSGEBREMST war ein absolutes Herzensprojekt der Leiterinnen und Teilnehmerinnen.
Zitat einer Teilnehmerin: „Ziel des Projekts war es, gemeinsam mit uns die letzten zwei Jahre aufzuarbeiten. Jetzt haben wir sogar für die nächsten vier Jahre vorgesorgt!“
Kursleitung: Larissa Werner & Jessica Hellmann
Fotos: Jörg Metzner
Das Projekt "Ausgebremst" wurde gefördert aus Mitteln des BMBF (Bundeministerium für Bildung und Forschung) über das Programm „tanz & theater machen stark“ vom Bundesverband Freie Darstellende Künste.
Eintrittpreise
Die Teilnahme war kostenlos
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